Die Besten rekrutieren: In sieben Schritten zum richtigen Jobinserat
Kürzlich durften wir drei tolle neue Sergeants in unseren Reihen begrüssen. So glücklich sind wir, die Richtigen für den Job gefunden haben, dass wir den tricky Teil mit den Jobinseraten schon fast wieder vergessen hätten. Dabei haben wir diesmal sogar ein paar Dinge dazugelernt…
1. Jobtitel: Lass mich nicht suchen
Jeder gute Text beginnt mit dem richtigen Titel. In diesem Fall: Der Jobtitel. Was man da falsch machen kann? So einiges. Im Versuch, die Stelle spannender klingen zu lassen, stecken manche ihre ganze Kreativität ausgerechnet in den Jobtitel – dem denkbar schlechtesten Ort dafür. Klar, klingt «Digital Ninja» cooler als «Projektmanager:in Digital», aber es sorgt gleichzeitig dafür, dass dein Inserat von den Suchenden nicht aufgespürt wird. Eine gänzlich unnötige Hürde (es sei denn, du suchst tatsächlich Ninjas).
Am anderen Ende des Spektrums sind die ultralangen Titel für Stellen, die man viel knackiger formulieren könnte. Brauchst du wirklich «ein/e Kommunikationsspezialist/in mit Schwerpunkt Soziale Medien» oder heisst dasselbe woanders womöglich einfach «Social Media Manager:in»?
Die Wichtigkeit gendergerechter Sprache müssen wir wohl nicht speziell erwähnen. Wer sich auf solche Dinge achtet, wird sofort erkennen, ob Inklusivität und Diversität wirklich zu den Werten deines Unternehmens zählen, oder ob du sie nur gern prominent auf der Website auflistest.
Kurz gesagt: Informier dich über die gängigen Bezeichnungen in der Branche und spar dir die Kreativität lieber für den Rest des Inserats auf – dort kommt sie oft zu kurz.
2. Stellenprozente & Antrittsdatum: Zeig dich offen
Du suchst jemanden Vollzeit, kannst dir aber bei der richtigen Person auch ein 90% oder 80% Pensum vorstellen? Rein damit ins Inserat! In Europa liegt die Schweiz beim Teilzeitanteil an zweiter Stelle hinter den Niederlanden. Die Bereitschaft, Teilzeit als Option zu diskutieren, beweist Offenheit und Flexibilität. Dasselbe gilt für das Antrittsdatum. Natürlich möchtest du die offene Stelle möglichst schnell besetzen. Aber nur wenige wirklich gute Bewerbenden werden bereit sein, nächsten Montag anzufangen. Ein simples «oder nach Vereinbarung» zeigt auch hier Kompromissbereitschaft.
Kurz gesagt: Teilzeitarbeit und Flexibilität beim Stellenantritt können für Bewerbende entscheidende Vorteile sein. Sie sollten entsprechend kommuniziert werden.
3. Einleitung: Mach mich neugierig
Stelle dir den ersten Teil des Inserats wie den Lead eines Zeitungsartikels vor: Er sollte das Wichtigste zusammenfassen und gleichzeitig Lust machen, weiterzulesen. Hier kannst du das Unternehmen kurz vorstellen und die Stelle in möglichst wenig Worten schmackhaft machen. Was hier niemand lesen will: eine historische Abhandlung über dein Unternehmen oder eine öde Parade der beeindruckendsten Geschäftszahlen.
Kurz gesagt: Weniger Zahlen und Fakten, mehr Persönlichkeit.
4. Jobbeschreibung: Lass mich nicht einschlafen
Zugegeben: Nicht jedes Unternehmen kann in der Kommunikation so frei experimentieren wie eine Kreativagentur. Aber ein bisschen Charakter zu zeigen würde so manchem Jobinserat guttun. Was wird hier angeboten, was man anderswo vergeblich sucht? Warum ist die Lage unschlagbar, was macht das Team besonders? Egal, ob dir hier nur die gute Kaffeemaschine, der Freitags-Apéro oder die Aussicht vom Pausenraum einfällt – solche Details sind vielleicht nicht ausschlaggebend für Jobsuchende, aber sie wirken sympathisch.
Zum Beispiel: Wir erwähnen gerne die übertrieben vielen Treppenstufen, die man in unserem Agenturhaus bewältigen muss – beteuern aber im gleichen Satz immer auch, dass unsere bildhübsche Pergola das Workout wieder wettmacht. Natürlich wären unsere Inserate kürzer, würden wir auf diese textlichen Schmankerln verzichten. Aber: Bei den Bewerbungsgesprächen wurden genau diese Details oft aufgegriffen. Sie sind gut angekommen, haben das Eis im Voraus gebrochen und einen Aufhänger für den ersten Smalltalk geliefert. Die zwei zusätzlichen Zeilen haben sich also absolut gelohnt.
Kurz gesagt: Den Job gut zu erklären ist wichtig, aber wer in einem Meer von Jobinseraten herausstechen will, muss mehr können als nur Substantive aneinanderreihen.
5. Anforderungen: Übertreibe es nicht
Speaking of ‘Substantive’: In diesem Teil des Inserats sieht es damit jeweils ganz schlimm aus. Wir alle wünschen uns Flexibilität, Teamfähigkeit, Sorgfalt und Lernbereitschaft – aber manche dieser Begriffe werden inzwischen so inflationär erwähnt, dass wir sie sowieso gerne überlesen. Auch hier ist weniger mehr. Liste nur die Anforderungen auf, die du wirklich wichtig findest. Wenn die Liste schon länger ist als das Menü bei McDonalds, kannst du ziemlich sicher ein paar Dinge weglassen. Zeige stattdessen auf, welche Fähigkeiten bei dieser Stelle unabdingbar sind. Und mach idealerweise ganze, aktive Sätze daraus, die ein bisschen mehr aussagen.
Kurz gesagt: Weniger «gute Kommunikationsfähigkeiten erforderlich» und mehr «Du kannst unserer Kundschaft auch komplexe Projekte verständlich erklären.»
Gute Kommunikation führt zu guten Bekanntschaften, aus denen irgendwann eine Zusammenarbeit entstehen kann.
6. Ganz allgemein: Überzeuge mich
Manche Unternehmen klingen so, als würden sie den Bewerbenden einen riesigen Gefallen tun, sie überhaupt in Betracht zu ziehen. Aber mit ultra-nüchternen Formulierungen und endlos langen Anforderungslisten löst du keine Begeisterungsstürme aus. Wenn dir das völlig egal ist: okay. Wenn du dich aber in einem umkämpften Markt um die besten Leute bemühen musst: Lege den Fokus lieber darauf, warum diese Stelle für Bewerbende attraktiv sein könnte.
Kurz gesagt: Weniger «Du musst eine eierlegende Wollmilchsau sein, sonst kommst du eh nicht in Frage» und mehr «Hey, dieser Job ist ziemlich cool, melde dich doch bei uns».
7. Bis zur Absage: Sei fair und freundlich
Jetzt mal ehrlich: Die Jobsuche kann sich für das eigene Ego manchmal anfühlen wie Folter. Wir Sergeants haben auf unsere letzten Jobinserate wirklich viele wirklich gute Dossiers gekriegt, die der Redewendung «die Qual der Wahl» neue Bedeutung gegeben haben. Und auch wenn wir jede Stelle nur mit einer Person besetzen konnten, schätzen wir die unglaublich talentierten und tollen Menschen, die wir im Bewerbungsprozess kennengelernt haben. Und das ist auch der springende Punkt: Zwar hat es für viele diesmal nicht gereicht, aber wer weiss, was die Zukunft bringt? Gute Kommunikation führt zu guten Bekanntschaften, aus denen irgendwann eine Zusammenarbeit entstehen kann.
Wo man da anfängt? Mit einem unkomplizierten Bewerbungsprozess und regelmässigen Updates zum Auswahlverfahren. Die offene Kommunikation mit Bewerbenden ist wichtig, auch wenn sich Verzögerungen und Absagen nicht verhindern lassen. Du willst niemanden durch Nachlässigkeit vergraulen, sondern im Grunde sagen: «Wir wissen beide, dass wir dich ein klein bisschen auf die Folter spannen müssen. Aber wir haben modernste Folterinstrumente und es wird nicht zu sehr wehtun, versprochen.»
Kurz gesagt: Gib eine Kontaktperson für Fragen statt einer anonymen E-Mail-Adresse an und bestätige schon den Eingang der Bewerbungsunterlagen mit einer automatisierten, aber freundlichen Nachricht.