15 Jahre Sergeant: Unsere Origin Story

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15 Jahre, drei Büros und eine Vorliebe für die etwas hektischeren Ecken Zürichs. Eine kleine Geschichte über das Erwachsenwerden einer Agentur.

Willst du eine Branding-Agentur glücklich machen, so erzähle ihr eine gute Origin Story. Wie Ingvar Kamprad im Alter von 17 Jahren Stifte aus dem Gartenschuppen der Familie verschickte und damit IKEA gründete. Oder wie die Gründer von Nike ihre ersten Schuhe aus dem Kofferraum eines Plymouth verkauften und Airbnb mit ein paar vermieteten Luftmatratzen in einer WG in San Francisco begann. Ganz zu schweigen von all den Riesenkonzernen, die in bescheidenen Garagen entstanden, von Google, Apple und Microsoft über Amazon und Mattel bis hin zur Walt Disney Company. Aus zaghaften Ideen sind ganze Imperien geworden, und Firmennamen, die jemand einmal hoffnungsvoll auf ein Stück Papier niedergeschrieben hat, sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.

So eine Geschichte ist das hier (noch) nicht.

Aber auch Sergeant, heute mit 18 Mitarbeitenden und auf fünf Etagen zu Hause, hat einmal ganz klein angefangen. Und nichts legitimiert einen wehmütigen Rückblick auf die eigenen Anfänge mehr als ein Jubiläum. Also verzeih uns bitte das Schwelgen – man wird halt eben nur einmal 15.

Die Multitasker der Motorenstrasse

Wir springen zurück ins Jahr 2009. Obama ist Präsident, Social Media wird immer grösser, die Jeans enger. An der Motorenstrasse 20 findet Michel Müller, damals Mitte 30, einen freien Platz in einem kleinen Erdgeschossbüro mit vier Schreibtischen. Und Sergeant, inoffiziell benannt nach Sergeant Pepper von den Beatles, hat offiziell eine erste Adresse. 

In diesen ersten Jahren ist das Portfolio klein und das Team noch kleiner. Der erste rekrutierte Sergeant wird Jan, ein junger Markenberater aus Deutschland, der den frei gewordenen zweiten Schreibtisch im Büro übernimmt. Schubladen gibt es nicht. Michel ist zwar CEO und Berater, aber manchmal auch Designer oder Texter - was immer gerade ansteht. Und nach nur zwei Jahren ist er auch Hauptmieter des kleinen Büros.

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Michel trinkt Kaffee vor unserem kleinen Büro an der Motorenstrasse 20. Daneben unser Logo noch im alten Branding.

Man muss dazu vielleicht sagen: Michel hat von Anfang an ein gutes Gespür für den Standort. Sergeant ist immer da, wo das Leben ist – oder die guten Take-Away-Läden. Die Jahre an der Motorenstrasse sind die Jahre der Cottu Rotti vom Friends Corner, der Momos von Tibetasia oder der Suppen vom Limmatlädeli. Und zwischen all dem feinen Essen wird auch fleissig gearbeitet. Aus zwei Jahren werden fünf, aus zwei Sergeants ebenfalls. Wir erweitern laufend unser Angebot, bieten jetzt auch Motion Design an. Unser fünftes Jubiläum feiern wir mit einer kleinen Torte. Und platzen langsam aber sicher aus allen Nähten.

Kein Cabaret an der St. Jakobsstrasse

Mach kein Büro auf, sagt man in Zürich zu Leuten, die keinen Aufstand machen sollen. Oder: Mach kein Cabaret! Wir haben unser zweites Büro drum direkt in einem Cabaret aufgemacht. Dass das frühere Irma La Douce (nach einer gründlichen Renovation) nun eine Handvoll Berater*innen und Designer*innen beherbergt, spricht sich 2016 aber nicht sofort bis zu allen Mitgliedern der alten Klientel herum. So drückt sich an der St.Jakobstrasse 52 schon mal jemand die Nase an den raumhohen Fenstern im Erdgeschoss platt, um einen Blick ins Innere zu erhaschen.

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Neues Branding, neue Bleibe. Unser zweites Büro an der St.Jakobsstrasse 52 war vor uns ein Cabaret.

Viel spannender ist aber der Blick nach draussen. Die Gegend rund um den Stauffacher ist belebt, die Kreuzung vor unserem Eckbüro sogar brenzlig, und wir gewöhnen uns bald an gelegentliche Fast-Kollisionen und Hupkonzerte vor der Haustür. Aber meistens haben wir unsere Ruhe und geniessen die zentrale Lage. Wir wissen, was wir tun, und das merkt nicht nur unser wachsender Kundenstamm. Für eine grosse Employer-Kampagne gewinnen wir unseren ersten Award - und düsen mit unserem langjährigen Kunden SIX zur Preisverleihung nach Berlin.

Die Jahre an der St. Jakobsstrasse sind die Jahre der guten Kaffees vom Coffee Shack, der Pasta Station, der Freitagsapéros und der Drinks im Dani H. Es sind die Jahre, in denen Sergeant weiter wächst, Lea zu uns stösst, ein ganzes Entwickler*innenteam in Ljubljana entsteht – und wir in Zürich wieder einmal zu gross für unser Büro werden.

Keine Lage wie die Lagerstrasse

2020. Die Welt steht Kopf… und wir verlieren unsere. Kaum haben wir den Mietvertrag für unser neues Büro unterschrieben, reisst uns eine weltweite Pandemie den Boden unter den Füssen weg. Etwas verrückt ist es schon, trotzdem einen Umzug und ein Rebranding gleichzeitig zu stemmen. Aber wir brauchen mehr Platz für unser wachsendes Team. Und wenn die Lagerstrasse 121 etwas im Überfluss hat, dann Platz. Ein ganzes Haus für uns – ein Sergeant House! Hoch, schmal, etwas in die Jahre gekommen, in einem etwas undefinierbaren Grünton, aber mit jeder Menge Charme und einer Pergola, die sofort zum Highlight des Sommers wird.

Und dann natürlich die Lage! Es geht kaum zentraler, kaum näher am HB, kaum mittiger im Kuchen. Hier streichen wir in den ersten Monaten gemeinsam die Wände bunt (einige unserer Jeans und Schuhe sind bis heute noch violett, sehr «on brand»), hier richten wir die vielen leeren Räume ein, ernähren uns fast ausschliesslich von Tenz Momos und arbeiten im ersten Herbst viel zu lange im Halbdunkel, weil wir uns partout nicht für die richtigen Lampen entscheiden können.

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Beim Umzug in die Lagerstrasse 121 packen wir alle mit an. So manches Hosenbein ist seit der grossen Streichaktion purple.

Als kleines Team, das plötzlich öfter von zu Hause aus arbeitet, ist es gar nicht so einfach, das grosse Haus zu füllen. Also holen wir Freunde: Notice Design übernimmt den ersten Stock, und Journalistin Alex Stark, die seit der Motorenstrasse jeden Umzug mitgemacht hat, zieht in den obersten Stock ein. Wir leben uns ein, finden neue Bürogspänli, entdecken neue Lunchspots, probieren uns an Regentagen durchs Sortiment des Suppelades (das ehemalige Limmatlädeli, das inzwischen nebenan eingezogen ist) und kündigen oft und laut an, dass wir bald eine Einweihungsparty veranstalten (wir tun es dann doch nicht). Wir wachsen weiter, aber das Haus wächst mit uns und wird all das, was wir uns davon erhofft haben.

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Ein grosses grünes Haus mit unserem Namen darauf - das neueste Sergeant Branding ist jetzt sogar vom Zug aus zu sehen. 

Von Teenagerträumen und grossen Distanzen

Vier Jahre Lagerstrasse und Sergeant ist plötzlich 15. Ein Teenager, nur ein bisschen weniger launisch. Geografisch haben wir uns in all den Jahren nicht sehr weit bewegt, nur vom Kreis 5 in den Kreis 4. Wir sind im «Roaming-Gebiet» geblieben, würde eine Ehemalige an dieser Stelle sagen. Aber zwischen dem ersten, einsamen Schreibtisch in der Motorenstrasse und heute liegen nicht nur ein paar Strassenzüge, sondern ganze Welten. 15 Jahre, in denen wir uns ständig weiterentwickelt, neu erfunden, angepasst und behauptet haben. Das feiern wir diesmal mit mehr als nur einer kleinen Torte.

Der Vertrag in der Lagerstrasse war von Anfang an befristet. So gerne wir hier sind, unser Agenturhaus ist nur eine Zwischennutzung. Wohin es danach geht, wissen wir noch nicht. Aber das ist auch nicht weiter schlimm. Wir sind ja noch sehr jung. Und Teenager müssen ja noch nicht alles so genau durchgeplant haben. Oder?

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In 15 Jahren ist unser Logo mit uns gewachsen. Den Namen können aber immer noch nicht alle richtig aussprechen.